Alternative Angebotsformen
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© PostAuto AG
Der klassische strassengebundene öffentliche Verkehr, der nach einem fixen Fahrplan verkehrt, um die Nachfrage zu bündeln, wird in den dicht besiedelten Räumen aus ökonomischen beziehungsweise gesamtverkehrlichen Effizienz-Überlegungen auch in Zukunft grosse Bedeutung haben.
Der VVL befasst sich auch mit der Entwicklung alternativer Angebotskonzepte und untersucht, wie diese sinnvoll in das bestehende Verkehrssystem integriert werden können:
Um der zunehmenden Individualisierung, Digitalisierung und der Forderung nach Flexibilisierung gerecht zu werden, gewinnen neue öV-Angebote nach dem On-Demand-Prinzip an Bedeutung. Trotz zahlreicher Testbetriebe in unterschiedlichen Formen und Gebieten bewegt sich diese Angebotsform noch immer eher in einer Nische.
Der VVL beobachtet die Erfahrungen solcher und anderer alternativer Mobilitätsangebote aktiv, so zum Beispiel als Teil der nationalen Begleitgruppe On-Demand unter dem Lead von Postauto.
Anforderungen an On-Demand-Angebote
Der VVL baut gemäss öV-Bericht 2023-2026 bis auf Weiteres selber keine On-Demand-Angebote aktiv auf, sondern überlässt dies Gemeinden/Dritten und beschränkt sich je nach Ausgangslage auf die Begleitung in der Planung sowie allenfalls auf die Bestellung bzw. Mitfinanzierung gemäss den Ausführungen im Dokument «Anforderungen an On-Demand-Angebote».
Dieses Dokument geht nebst der Haltung des VVL zu On-Demand-Angeboten auch auf die Angebotsformen und rechtlichen Grundlagen ein. Interessenten von On-Demand-Angeboten können damit die Chance einer Beteiligung des VVL schon zu Beginn besser einschätzen. Zudem beinhaltet es eine Struktur und die relevanten Kriterien, die bei einem Antrag um kantonale Mitfinanzierung abzuhandeln sind.
On-Demand-Angebote und selbstfahrende Fahrzeuge werden oft in einem Atemzug genannt, sind aber nicht zwangsläufig dasselbe:
- On-Demand-Mobilität:
Fahrzeuge sind flexibel auf Abruf verfügbar - Autonomes Fahren:
die Fähigkeit eines Fahrzeugs, ohne menschliche Steuerung zu operieren.
Beide Konzepte können sich ergänzen – zum Beispiel in Form autonomer Shuttles –, müssen aber nicht zwangsläufig miteinander verknüpft sein.
Strategische Stossrichtungen
Es ist nicht absehbar, dass sich in den Städten und auf Überlandstrassen unbegleitete, selbstfahrende und in ansprechender Geschwindigkeit verkehrende Fahrzeuge in den nächsten Jahren durchsetzen und eine adäquate Alternative zu handgelenkten Fahrzeugen darstellen werden. In diesem Kontext werden folgende strategischen Stossrichtungen verfolgt:
- Kurzfristig: Im Kanton Luzern werden keine Versuchsbetriebe mit selbstfahrenden Bussen durchgeführt, sondern von den Erfahrungen anderer profitiert. Bezüglich selbstfahrender Züge werden Projekte wie die ERTMS-Strategie aktiv verfolgt; allfällige zweckmässige Nutzenpotenziale für das Bahnangebot im Kanton Luzern sollen anschliessend umgesetzt werden.
- Mittel- und langfristig: Abhängig von der Etablierung selbstfahrender Fahrzeuge werden Projekte zur Umsetzung selbstfahrender Busse initiiert, soweit unbegleitete Fahrzeuge auf Akzeptanz stossen. Der Kanton arbeitet darauf hin, dass die Chancen selbstfahrender Fahrzeuge (z.B. Kostenvorteile im öV) genutzt und die Gefahren (z.B. ein deutliches Verkehrswachstum) minimiert werden. Zuständig für die Umsetzung sind primär die Regulierungsbehörden.
Der VVL initiierte im Jahr 2015 zusammen mit den Gemeinden, der Stadt Willisau und dem RET Luzern West das Mitfahrsystem Taxito im Luthertal. Ziel war es, das öV-Angebot zu ergänzen, ländliche Gebiete besser zu erschliessen sowie den Individualverkehr zu reduzieren. Im Dezember 2017 wurde das Angebot nach einer Testphase definitiv eingeführt. Der VVL finanzierte die Points in Willisau, Zell, Luthern Dorf, Luthern Bad, Grossdietwil und Hüswil. Seit Sommer 2021 beteiligte sich der VVL zudem an einem zweijährigen Testbetrieb von Taxito im Seetal.
Finanzierungsverzicht
Da die Nachfrageziele nicht erreicht wurden und dadurch die Kosten pro Person und Fahrt unverhältnismässig hoch waren, entschied der Verbundrat im Sommer 2023, auf die weitere Finanzierung von Taxito zu verzichten. Im Seetal wird Taxito von einigen Gemeinden eigenfinanziert weitergeführt und ausgebaut. Im Luthertal wurde das Angebot per Fahrplanwechsel Mitte Dezember 2023 eingestellt.
Für den VVL war Taxito dennoch ein wichtiger Versuch, um trotz schwacher Nachfrage über dem gesetzlich verankerten öV-Grundangebot eine ergänzende Erschliessung anbieten zu können.